Ausstellungsbroschüre zu C.A.pictures
Hg: Generali Foundation / Sabine Breitwieser , Wien
Druck: REMAprint
1: alle theorien und systeme sind strukturierte (getarnte?) subjektivität und erst in ihrer gesamtheit eine annäherung an die möglichkeiten.
2: alle systeme sind letztlich hinfällig, weil sie um ihres funktionierens willen gezwungen sind, leisten zu schaffen und so prinzipiell dem leben konträr laufen. manche systeme halten sich aber erstaunlich lange, indem sie es schaffen, einen teil des lebens für das ganze auszugeben. ...
4: sogar in der kunst, die sich doch so freiartig gibt und die von allen feldern des breiteste sein könnte, wird nur ein geringer teil des möglichen ausgeschöpft und gezeigt.
5: was für eine weiterentwicklung der sinne, der wissenschaft, der wirtschaft gilt, gilt auch für die kunst: keine bewegung kann in der abschottung bestehen.
6: wichtig in der kunst wird es sein, verbindungen herzustellen zwischen den teilen, sich vor den bequemlichkeiten des separatismus zu hüten.
7: beim revolutionieren von kunst – falls man dieses im sinn hat – nutzt es offensichtlich wenig, sich in den neuest zugänglichen techniken umzusehen und darauf zu vertrauen, dass man als benutzer dieser schon an sein ziel gelangen wird: nützlicher wäre eine veränderung des standortes von und zur kunst.
9: wie wäre es damit: die kunst in die freiheit des schauens, des zufällig-sehens, auch des nicht-gesehen-werdens. zu riskant? ...
11: gewiss ist: nicht freiwillig wird das leben an die kunst herantreten. ...
12: und doch bin ich mir sicher, dass kunst eine wichtigkeit haben könnte (über die wichtigkeit als vorgeschobenes und verbrämendes hinaus): sie könnte, da sie ja keine verantwortung (abgesehen von , wenn man so will, ihren verpflichtungen dem markt gegenüber) tragen muss, möglichkeiten zeigen außerhalb der festgefahrenen strukturen.
13: dem kunstproduzenten wird es nicht erspart bleiben, sich mit gleicher intensität um das kulturelle system, in dem / durch das seine produktionen stattfinden / ermöglicht werden, zu kümmern. ...
18: einerseits ist keine produktion möglich, indem alle möglichkeiten ins auge gefasst werden. andrerseits ist das ausschließen von vielem eine verminderung des möglichen produkts. man könnte meinen, eine lösung dieses anspruches läge darin, produkte nebeneinander zu stellen und in ihren zusammengefassten einzelheiten eine größere annäherung an die vorhandenen möglichkeiten zu erreichen. nur: die welt ist bereits voll und übervoll von produkten. ...
20: vielleicht liegt die kühnheit der kunst der zukunft nicht darin, dinge zu erschaffen, sondern dinge zu beseitigen.
(Auszüge)