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Bali – traditioneller Wohnhof (1-3)

Das traditionellen „Wohnhaus“ einer balinesischen Familie besteht aus einer Ansammlung kleiner, pavillonartiger Häuser, die lose um einen Hof gruppiert sind. Jedes dieser kleinen, über Stufen zu erreichenden und teilweise offenen Gebäude ist ein eigenes Zimmer: die Kinder- und Elternschlafzimmer mit ihren offenen Veranden, das Gästezimmer, der Gesellschaftsraum, die Küche, der Vorratsraum und der Familientempel. Die Anordnung der einzelnen Pavillons folgt einem stets gleichbleibenden, traditionellen Ordnungsschema. Die ganze Anlage ist mit einer Mauer umgeben, das Eingangstor liegt gegen Westen und ist reich verziert und bemalt. Die Küchen- und Schlafhäuser gehören zur Privatsphäre der Familie und sind für den Fremden nicht ohne weiteres zugänglich.

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„Langhaus” in Borneo, Indonesien (4, 5)

Die Langhäuser wurden an Flussufern auf bis zu drei Meter hohen Pfählen gebaut und sehen von außen wie ein einziges langgestrecktes Gebäude aus. Innen sind aber mehrerer selbständiger Wohnungen aneinandergereicht. Ein Langhaus ist bis zu 300 m lang und beheimatete 10 bis 40 Wohnungen, in vielen Fällen sogar das ganze Dorf. Zum Fluss hin liegt eine sich über das ganze Gebäude erstreckende offene Terrasse. Daran schließt sich eine gedeckte Gemeinschaftsveranda, die offen zugänglich, aber den einzelnen Wohnungen zugeordnet ist. Danach kommt eine Durchgangsveranda, die „Dorfstraße“, und anschließend die einzelnen Wohnungen, die hinten eventuell nochmals eine Veranda haben. Die Wohnungen gelten als sehr private Bereiche, die auch die Nachbarn nur auf Einladung hin betreten.

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Unterirdische Lößwohnungen in China (6, 7)

Im Nordosten Chinas, in den weiten Steppen um den gelben Fluss, existiert seit ca. 2000 Jahren die Bauform unterirdischer Wohnungen. Die Böden dieser trockenen und windigen Steppen sind aus Löß, der fruchtbar, löchrig und leicht zu bearbeiten ist. Der geringe Materialaufwand und die günstigen Eigenschaften des Löß haben die Bauart dieser Wohnungen in ihrem Stil über die Jahrhunderte unverändert erhalten, so dass sie auch heute noch auf die gleiche Art gebaut werden. Die Lößwohnungen sind rein und frei von Ungeziefer, im Sommer kühl und im Winter warm. Insgesamt leben heute in Nord- und Zentralchina ca. 60 Millionen Menschen in diesen Wohnungen. Aber nicht nur Wohnungen, sondern auch Fabriken, Schulen, Hotels und Regierungsämter sind in diesen Gegenden zur Gänze unterirdisch angelegt.

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Afrikanische Lehmbauten (8, 9)

„Moderne“ Baustoffe wie Ziegel, Beton, Glas und Stahl sind für den durchschnittlichen Bewohner Afrikas nicht leistbar, ganz abgesehen davon, dass diese Materialien für heiße Klimazonen kaum geeignet sind und der Energieverbrauch für die Klimatisierung des Hauses sehr hoch ist. Traditionelle Baumaterialien wie Lehm, Holz und Kalkstein sind für die Bevölkerung zwar leistbar und klimatisch günstig, Häuser aus diesen Materialien entsprechen allerdings nicht mehr den heutigen Gesundheits- und Sicherheitsstandards. Auf der Universität Nairobis wird seit einigen Jahren mit neuen Baustoffe experimentiert, bei denen traditionellen Materialien durch Zusätze stoß- und wasserfest gemacht wurden.

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Jurte (10, 11)

Im Gegensatz zu vielen anderen Zeltformen, die nach und nach verschwunden sind, ist die Jurte, ein Rundzelt aus Filz mit einer zerlegbaren Tragekonstruktion aus Holz, weiterhin in Gebrauch. In der Mongolei z. B. lebten 1980 immer noch drei Viertel der Bevölkerung in Rundzelten, viele davon in Fabriksfertigung hergestellt. Die Jurte ist eine sehr preisgünstige Wohnung und es stellt auch kein Problem dar, sie an die Neuerungen der Zeit anzupassen: Die meisten mongolischen Rundzelte sind neben dem Holzfußboden heute mit Öfen und einem Stromanschluss ausgerüstet und es ist auch nicht unüblich, dass in der Stadt sesshaft gewordene Nomaden im Sommer, wegen der klimatischen Qualitäten des Filzes, in einer Jurte im Garten leben.

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Die Hängematte in Lateinamerika (12, 13)

In einem Brief an seinen Geldgeber schwärmt der italienische Seefahrer Amerigo Vespucci, nach dem der Kontinent Amerika benannt wurde, im Jahre 1500 von den „Wonnen des Schlafens in den Schaukelmatten“. Für die Indianer selber ist die Hängematte ein „Geschenk des Himmels“, eine Gabe aus mythischer Zeit. Beim Volksstamm der Yagua z. B. erzählt man sich, dass ihnen ursprünglich fertige Hängematten jeder Art zur Verfügung standen. Die Hängematte ist für Indianer sowohl Bett als auch Stuhl, in ihr wird geplaudert, gearbeitet, geschlafen und geliebt. Jeder Erwachsene besitzt seine eigene Hängematte, junge Paare teilen sich oft eine große Hängematte. Kinder benutzen gemeinsam eine Hängematte, bis sie etwas zehn Jahre alt sind und eine eigene erhalten. Heute ist die Hängematte nicht nur in indianischen Haushalten, sondern auch bei der übrigen Bevölkerung der tropischen Gebiete Mittel- und Südamerikas überall anzutreffen.

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Die traditionelle islamische Wohnform (14-17)

Im Zentrum des traditionelle arabische Hofhaus befand sich häufig ein Brunnen, ein Baum oder ein kleiner Garten. Um diesen Innenhof gruppierten sich alle Räume des meist einstöckigen Hauses. Die traditionelle arabische Wohnform ist somit nach innen gekehrte und entspricht sowohl der Bedeutung der muslimischen (Groß)Familie als auch der traditionellen Abschottung der Frauen zum öffentlichen Raum hin. Eine weitere wichtige Funktion, neben dem Schutz der Privatsphäre der Familie, war der Empfang und die Bewirtung von Gästen. Da die Wohnräume nur mit einer leichten und mobilen Inneneinrichtung ausgestattet waren, konnten sie auf vielfältige und flexible Art genutzt werden: Gewohnt wurde auf Teppichen und Kissen auf dem Fußboden, die niedrigen Tische waren zusammenklappbar und leicht zu transportieren. Schränke wurden durch Wandnischen ersetzt, die Wände entlang liefen lange flache Polsterbänke, die zum Schlafen, Liegen oder Sitzen benutzt werden konnten. Damit entfiel die übliche Unterteilung in Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer. Zusätzlich fanden noch häufig innerhalb des Hauses saisonale „Wanderungen“ statt: Im Sommer zog die Familie nach unten, in die Kühle des Erdgeschosses, und schlief auf der Dachterrasse.


(1) (3) © Bryan Whitney. In: Clifford Pearson: Indonesia, New York 1998
(2) © Herman Hertzberger. In: Herman Hertzberger: Vom Bauen, München 1995
(4) (5) © Barry Dawson. In: Barry Dawson, John Gillow: The Traditional Architecture of Indonesia, London 1994
(6) In: Bernard Rudofsky: Architektur ohne Architekten, Salzburg Wien, 1989 (engl. Orig.fass 1964)
(7) © Julia Waterlow / Eye Ubiquitous. In: Das Hausbuch, Berlin 2003
(8) © Timothy Beddow / Hutchinson Library. In: David Pearson: Das natürliche Haus, Aarau 1999
(9) © Michel Renaudeau. In: Nadine Wanono: Die Dogon, München 1998
(10) (11) In: Peter Alford Andrews: Nomad Tent Types in the Middle East, Wiesbaden 1997
(12) (13) © Annemarie Seiler-Baldinger. In: Annemarie Seiler-Baldinger: Träume in der Schwebe. In: Brigitta Hauser-Schäublin (Red.): Bauen und Wohnen, Basel 1987
(14) In: George Michell (Hg.): Architecture of the Islamic World, London 2000
(15a): © Dalu Jones (15b): © Ronald Lewcock. Beide in: George Michell (Hg.): Architecture of the Islamic World, London 2000
(16) (17): © Stefano Bianca. In: Stefano Bianca: Hofhaus und Paradiesgarten, München 1991

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