soziale-nachhaltigkeit-375
 
 


2009

Soziale Nachhaltigkeit im Wohnbau

Eine Untersuchung anhand von (gelungenen) Beispielen, Modellversuchen und neuen Ansätzen.

Auftraggeber: Wiener Wohnbauforschung

Das Forschungsprojekt versucht eine Definition sozialer Nachhaltigkeit für den Wohnbau und untersucht die Möglichkeiten, die sich innerhalb der gesamten Planungs-, Bau- und Nutzungsphase eines Wohngebäudes für sozial nachhaltige Zielsetzungen ergeben. Soziale Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsmaterie, die sich sowohl entlang des Lebenszyklus eines Wohnbaus als auch entlang der Wohnhausorganisation und des Wohnprozesses erstreckt.
Das Projekt behandelt Aspekte der Architektur (u. a. Wohnungsgrundriss, Erschließungsräume, Sanierung / Umbau), Aspekte der Hausbewohner/innen (u. a. Mitbestimmung, Teilselbstverwaltung) und Aspekte der Hausverwaltung (u. a. soziales Management, Sanierung / Umbau). Herangezogen dafür werden vor allem Evaluierungen von Modellprojekten und Erfahrungen von Nutzer/innen und Wohnungsunternehmungen.
Ergänzt wird die Untersuchung durch konkrete Beispiele und durch Interviews mit Wohnenden ab 11 Jahren.

davidsboden-375
Davidsboden, Basel; Erny/Gramelsbacher/Schneider 
 

Auszug aus:
Mitbestimmung in der Nutzungsphase

Partizipation ist ein Angebot, ob und wie intensiv es genutzt wird, hängt vielfach von den Zeitressourcen der Bewohner/innen ab, von ihren sozialen Interessen und welche Funktionen das Wohnen für sie erfüllt. Aber sicherlich auch, welcher Nutzen aus dieser Zeit- und Energieinvestition gezogen werden kann.

"… ein Angebot für ein soziales Netzwerk im Haus ´damit man nicht so anonym wohnen muss`. Eine Art ´Dorfprinzip`, auch als eventuelle Erleichterung in der Kinderbetreuung; es wäre für sie auch ganz okay, Zeit in dieses soziale Netzwerk zu investieren, ´weil es ja auch Zeit bringt`." (aus: Gespräch mit Sabine B., 38, zwei Kleinkinder, selbstständig berufstätig)

"Er möchte bei größeren Entscheidungen, die die Kosten betreffen, mitentscheiden können, kleiner Entscheidungen (´jeder Baum`) sind ihm aber nicht wichtig. Eigenleistungen
(z. B. Stiegenhausreinigung, wie er es von der Wohnung eines Freundes kennt) möchte er nicht erbringen, da ihm die Zeit dafür fehlt." (aus: Gespräch mit René F., 21)

"Die Jugendlichen seien extrem serviceorientiert. Sie würden aber auch keine unrealistischen Ansprüche stellen, hätten einen eher pragmatischen Zugang zum Leben (´Eine typische Frage von Jugendlichen: Was bringt mir das?`). Mitbestimmung sei für sie kein Thema, das werde ´als Thema aus den 70er Jahren` betrachtet." (aus: Gespräch mit Philipp Ikrath, Institut für Jugendkulturforschung Wien – Hamburg)

"Es gibt Leute, die nicht in voneinander isolierten, privaten Räumen nebeneinander leben wollen. Solche Mieter und Mieterinnen greifen die Idee auf und sind auch bereit, sich für ihren sozialen Nahraum jenseits der eigenen vier Wände zu engagieren. Dem steh[en] aber … Leute gegenüber … die am Wohnort vorwiegend ihre Ruhe suchen und in Frieden gelassen werden wollen." (Schmugge / Sommerfeld in: Michael Hanak (Red.): Soziale Integration im Wohnbereich, Bern 2001, S. 12)

nach oben

www.sizematters.at